MOMPRENEUR INTERVIEW #1: MODEDESIGNERIN
IRINA ROHPETER
MODEDESIGNERIN IRINA ROHPETER
Irina liebt, was sie tut. Das erkennt man sofort, wenn man sich mit der selbstständigen Modedesignerin über ihren Job unterhält. Irina ist auch Mutter einer fast 3-jährigen Tochter und sieht sich rückblickend mit einem Baby im Maxicosi neben sich an der Nähmaschine sitzen. Eine räumliche Trennung zwischen Atelier bzw. Showroom und ihrem zu Hause gibt es nicht, denn tatsächlich ist der Showroom Teil ihrer Wohnung in Eimsbüttel.
Wir beginnen mal so…
Liebe Irina, bitte sag mir: wer bist du und was machst du so den ganzen Tag in diesem wunderschönen Showroom?
Ich bin Irina Rohpeter und ich bin seit zehn Jahren selbstständige Modedesignerin. In meinem Showroom entwickle ich Ideen, die vor allem durch Ausprobieren entstehen, mache den Schnitt und einen Prototypen. Und aus einem Prototypen wird dann häufig das, was du hier auf der Stange hängen siehst und als Kundin kaufen kannst. Deswegen nenne ich das hier auch „Showroom“, weil nicht alle Sachen in jeder Größe vorhanden sind sondern viele Kleidungsstücke nur gezielt auf Anfrage angefertigt werden.
Was macht deine Mode so besonders?
Bei dieser Frage zitiere ich gerne eine Bloggerin, die mal über mich schrieb, dass die Kollektion sich durch Tragbarkeit mit Kniff auszeichnet. Für mich sind meine Sachen vielseitig, komplex aber nicht kompliziert. Mit ein und demselben Shirt oder Kleid kann man morgens das Kind in die Kita bringen und abends – ohne sich umzuziehen – ausgehen. Meine Kollektionen sind klassisch und elegant aber immer mit einer Besonderheit. Es gibt kaum Muster, aber manchmal drei Ausgänge für den Kopf. Meine Teile haben Erklärungsbedarf und gerade das finde ich schön, weil jedes Stück eine Geschichte erzählt.
Achtung, ketzerische Frage: wie entscheidet man sich in der Selbstständigkeit für ein Kind?
Ich wurde schwanger in meinem unternehmerisch besten Jahr und es kam aus dem Gefühl heraus „es ist alles super, dann geht das auch noch“. Ich finde, Kinder sollen aus einem Überfluss und nicht aus einem Mangel entstehen und zu der Zeit passte alles zusammen.
Was fordert dich besonders in deiner Situation als selbstständige Mutter?
Das Thema Zeit und die Frage „wo bin ich gerade gedanklich?“ finde ich herausfordernd. Ich muss aber sagen, dass mir die große Trennung zwischen Work und Life nicht wirklich hilft und ich hätte auch mein Atelier nicht zu Hause, wenn ich es trennen wollen würde. Ich versuche allerdings am Wochenende grundsätzlich nicht zu arbeiten und beantworte dann auch mal drei Tage lang keine Emails. Grundsätzlich schätze ich die Flexibilität aber sehr an meiner Selbstständigkeit. Sobald aber jemand in der Familie krank wird, wird auch das wiederum richtig herausfordernd, dann verfluche ich es auch manchmal (lächelt), dass ich zu Hause arbeite. Die größte Herausforderung ist aber auch der eigene Anspruch an seine Arbeit und da musste ich lernen, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Meine Tochter erwartet bestimmt nicht, dass ich jeden Tag das mega-Animationsprogramm auffahre und manchmal müssen wir zusammen mal einen Reißverschluss in Altona besorgen – aber das verbinden wir dann mit etwas Schönem. Generell, der Wechsel zwischen den Welten, also aus einem durchgetakteten Tag in eine komplett entschleunigte Situation, wenn ich meine Tochter aus der Kita abhole, ist manchmal schwierig. Mit diesem Schaffensdrang, den ich dann verspüre, sollte ich nicht „an mein Kind gehen“, die braucht keine großen Pläne und wir können einfach spontan schauen, worauf wir beide Lust haben.
Was wolltest du früher mal werden?
Wenn ich daran denke, was ich anderen in ihr Poesiealbum geschrieben habe, dann stand da irgendwann mal „Tierärztin“, dann stand da auch irgendwann mal „Stewardess“. Dann kam die Zeit in der man keine Poesiealben mehr geschrieben hat. Ich wusste immer, dass ich etwas Kreatives machen möchte. Ich hatte mal über Architektur nachgedacht, dazu habe ich aber eine etwas zu begrenzte räumliche Vorstellungskraft. Bei Modedesign hatte ich Respekt vor dem Handwerklichen und machte deshalb erst einmal ein Praktikum in einer Maßschneiderei und das hat mir letztendlich die Angst vor der Nähmaschine ein Stück weit genommen. Danach war es klar, dass es Modedesign wird. Als ich 20 Jahre alt war habe ich dann angefangen in Pforzheim zu studieren.
Was machst du neben deinem Job als Modedesignern und Mutter mit Passion?
Ich empfinde es als großes Geschenk, dass ich meinen Job mit so viel Passion machen darf, ich brauche nicht unbedingt einen Ausgleich zu meiner Arbeit. Natürlich ist auch nicht immer alles schön, nichtsdestotrotz ist es einfach meine Berufung und das macht es mir so leicht, mit den anstrengenden Tagen umzugehen. Tatsächlich würde ich gerne öfter mal zum Yoga gehen, das ist definitiv immer wie eine Auszeit für mich.
Was ist dein bisheriger Lieblingsmoment als Mama?
Letztens habe ich meine Tochter ins Bett gebracht und dann sagte sie plötzlich und ohne Kontext „Mami, ich hab‘ dich lieb“. Das war so herrlich, das hatte ich bis dahin noch nicht aus ihrem Mund gehört. Das kam so von Herzen und hat mich tatsächlich alles drumherum vergessen lassen. Kinder sind so herrlich ungefiltert.
Und dein Lieblingsmoment als Modedesignerin?
Letztes Jahr hatte ich eine Kundin, der ich etwas sehr Spezielles angefertigt habe. Sie ging raus mit strahlenden Augen und den Worten „Irina, ich habe es mir genau so vorgestellt, es ist einfach perfekt“. Das war groß und wunderschön. Jede strahlende Frau hier in meinem Showroom ist einfach eine Wertschätzung und Bestätigung meiner Arbeit.
Hast du einen Tipp zur Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit?
Ich finde es wichtig, dass der Partner die Idee vor allem auf emotionaler mit trägt. Ich bin kein Fan von Verhandlungen in meiner Beziehung, das ist mir zu stur, aber im Dialog bleiben und das beste Modell für sich als Familie finden ist essenziell. Und: einfach mal aufhören mit dem Perfektionismus. Man muss nicht alles voneinander trennen und Arbeit und Kind voneinander abgrenzen. Nimm den Druck raus, für dich selbst unfehlbar zu sein. Wir hatten schon die schönsten Abende mit meiner Tochter und Kundinnen an einem Tisch hier im Showroom, während die Erbsen meiner Tochter auf dem Boden herum sprangen und es eindeutig anders geplant war. Aber es funktionierte! Und auch ich musste lernen, die Situationen mal so hinzunehmen wie sie ist. „Jetzt bin ich nur Mama, jetzt bin ich nur Unternehmerin“ – das funktioniert für mich nicht, ich bin immer beides.
Liebe Irina, ich danke dir für dieses erfrischende und schöne Interview. Danke auch für den köstlichen Kaffee!
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